Wieso jault mein Hund?

Ein Hund kann wirklich herzzerreissend jaulen. Andererseits kann es auch sehr an unserem Nervenkostüm sägen, vor allem nachts.

Für viele Hundebesitzer (und vielleicht auch deren Nachbarn) daher wichtig zu wissen:

Welche Auslöser gibt es, dass der sonst so ruhige Hund plötzlich losheult oder der Nachbarshund regelmäßig ein Jaulkonzert gibt?

Hier ein Überblick für alle, die das Jaulen und Janken ihres Hundes besser verstehen möchten.


INHALTSVERZEICHNIS 

  1. Der Hund und der Wolf
  2. Warum heult mein Hund?
    1. Freude, Erregung
    2. Zusammengehörigkeit
    3. Territorialverhalten
    4. „Liebeskummer“
    5. Nächte und Schlaf
    6. Aufmerksamkeit
    7. Jagd
    8. Sirenen
    9. Einsamkeit
    10. Schmerz
  3. Zusammenfassung – wann muss ich reagieren?
  4. Fazit

1. Der Hund stammt vom Wolf ab

Das Heulen der Wölfe dient der Kommunikation und Lautsprache unter anderem

  • zum Schutz des Territoriums – eine Art verbale Abgrenzung und Warnung (jeder Wolf hat ein individuelles Heulen, was von seinem Rudel erkannt wird)
  • um anderen Rudelmitgliedern zu signalisieren, wo der Rest der Familie sich aufhält
  • zur Paarungssuche

Lange glaubte man, dass Hunde nicht so heulen, wie es ihre Vorfahren tun.

Allerdings ist dies nur bedingt richtig, denn die Lebensweise unserer Hunde unterscheidet sich enorm von dem der Wölfe, daher wird diese Kommunikationsform weniger benötigt, ist aber dennoch vorhanden.

→ der Hund hat sich im Laufe der Zeit stark an uns Menschen angepasst und verschiedene Kommunikationswege gefunden. Das Bellen eines Hundes beispielsweise ist beim Wolf kaum ausgeprägt und wenn überhaupt eher kurz und leise.

Da wir Menschen aber häufig darauf reagieren (reagiert haben) ist dieses Kommunikationsmittel fest in die Hund-Mensch-Kommunikation mit eingeflossen.

Es gibt einige Hunderassen (Husky, Alaskan Malamute, Beagle etc.), die zu vermehrtem Heulen und Jaulen neigen.

→ Dies ist meist auf die „Nutzungsart“ dieser Hunde zurückzuführen – all diese Rassen leben/lebten früher meist in Rudeln und haben so auch mehr mit Artgenossen kommuniziert.

Wir halten fest:

Heulen, Jaulen, Bellen, Knurren und Winseln sind wichtige Mittel der Hunde-Kommunikation und somit zunächst ein normales Hundeverhalten.


2. Gründe für (vermehrtes) Jaulen beim Hund

I. Freude und Aufregung

Als Ausdruck der Erleichterung und Zuneigung beginnt so mancher Hund zur Begrüßung zu heulen. Dies sollte dem Hund in gewissem Maße erlaubt sein, wenn Dein Vierbeiner sich daraufhin auch wieder beruhigt.

Experten empfehlen sogar, dass wir Hundebesitzer öfters mitheulen sollten.

Dies kommt uns anfangs vielleicht merkwürdig vor, das Imitieren der Heullaute stärkt aber die Bindung zu Deinem Vierbeiner.

Ebenso Jaulen unsere Hunde, wenn Sie auf der Hundewiese ihre besten Freunde treffen oder etwas kaum noch erwarten können.

Hält sich das Jaulen in Maßen und Sie können damit gut leben, dann lassen sie dem Hund die Freude. Es sollte allerdings nicht in ein zu bestimmendes Verhalten ausarten.

II. Zusammenhalt im Sozialverband

Als Rudeltier wird das Heulen häufig eingesetzt, um alle Familienmitglieder zusammenzurufen oder zu begrüßen.

Also auch, wenn ein Hund, der normalerweise im Haushalt lebt, heute mal nicht da ist (z.B. Tierarztbesuch). Der andere will seinen Partner dann „zu sich rufen“.

Finden sich mehrere Hunde zusammen, so kommt es häufig vor, dass der Hundechor zum Gesang ansetzt.

Dies sollte nicht unterbunden werden, denn es ist ein Ausdruck der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit und zeigt keine negativen Absichten an.

Kommen allerdings Anzeichen für Aggressivität hinzu, sollten die Hunde zumindest ausbruchsicher gehalten werden. In der Zukunft muss dann natürlich am Verhalten dieser Hunde intensiv gearbeitet werden bzw. das Rudel eventuell sogar getrennt werden (bevor es zu schweren Beißvorfällen kommt).

Von manchen Hundebesitzern ist dieses Verhalten natürlich auch gewünscht, beispielsweise zur Verteidigung von Lagerhallen, privaten Grundstücken etc..

III. Territoriales Verhalten/Warnung

Fühlt ein Hund sich bedroht oder möchte jemandem mitteilen, dass er nicht näher kommen soll, dann kann sich dies in Heulen äussern. Hinzu kommt meist aber noch eindeutiges Knurren und Bellen.

Auch hier verstärkt sich das Verhalten häufig, wenn mehrere Hunde in einem Haushalt sind – sie zeigen Zusammenhalt und warnen eindringlich davor, in ihr Territorium einzudringen

Bei manchen Hundegruppen deutet das Jaulen jedoch auch auf eine freundliche Rudel-Begrüßung hin – hier muss man die weitere Körperhaltung,- und Sprache beurteilen.

Ob das Revierverhalten wünschenswert ist, oder nicht, hängt vom jeweiligen Besitzer ab.

IV. Der „Liebeskummer“ des Rüden

Sexuell motiviertes Jaulen kennen viele Rüden-Besitzer. Der Hund zeigt seine Paarungsbereitschaft deutlich an und heult der Angebeteten hinterher und versucht sie zu rufen.

Spielt Dein jugendlicher Rüde also plötzlich verrückt und hat zudem beim Gassigehen auffallend viel die Nase auf dem Boden und kein Ohr mehr für Dich, könnte dies der Grund für sein Verhalten sein.

Manche Rüden werden schier verrückt, wenn sich eine läufige Hündin in der Nachbarschaft befindet und leiden stark darunter.

→ Auf keinen Fall sollte man den Hund dann an die läufige Hündin heranlassen, dies wird seinen Trieb nur noch mehr steigern. Also beim Gassigehen am besten gleich die Wegrichtung ändern, sobald die Witterung aufgenommen wurde (dies gilt übrigens auch für jagdlich motiviertes Verhalten, dass unterbunden werden soll).

Versuche in diesem Fall möglichst viel, Deinen Hund in diesem Zeitraum abzulenken und passe beim Gassi gehen auf, dass er Dir nicht ausreisst, weil er nur noch seine Liebste im Kopf hat.

Eine Kastration kann (aber muss nicht!) Abhilfe schaffen.

V. Nächtliches Geheule und Schlaf

Scheinbar heulen Hunde vermehrt nachts. Das könnte daran liegen, dass es in dieser Zeit wesentlich ruhiger ist und die Vierbeiner anreizende Geräusche besser hören können. Ebenso kling ihr Heulen in der Stille weiter und ist somit effektiver.

Das Heulen hat somit nichts mit der Anbetung des Vollmondes zu tun, sondern vielmehr mit der nächtlichen Stille.

Auch beim Träumen geben viele Vierbeiner Geräusche und auch Rennbewegungen von sich.

Dies ist normal und sollte kein Anlass sein, ihn zu wecken. Im Gegenteil, damit stört man seine jeweilige Schlafphase.

Ist der Hund noch jung, gerade erst zu Dir gezogen oder aus dem Tierheim, so kann unter dem nächtlichen Gejaule auch Unsicherheit, Angst oder das Gefühl von Einsamkeit stecken.

Gib Deinem Vierbeiner die Zeit, die er braucht sowie viel Fürsorge (ohne ihn dabei zu bemitleiden).

Hast Du das Gefühl, dass es sich um starke Angstzustände handelt, solltest du mit einem erfahrenen Hundetrainer Kontakt aufnehmen. Du könntest auch ergänzende Snacks mit beruhigenden Zutaten ausprobieren. Lies hier die Erfolgsgeschichten der Relax Time Snacks von mammaly.

VI. Aufmerksamkeit

Jault oder fiept Dein Hund und schaut Dich dabei auffordernd an, kann es sein, dass ihm einfach langweilig ist.

Gerade Welpen oder Junghunde möchten, dass Du sie forderst und müssen noch lernen, sich allein zu beschäftigen.

Ein oder zwei Kauspielzeuge sollten auf jeden Fall zur Verfügung gestellt werden, das sorgt für Beschäftigung.

Wichtig dabei ist, dass Dein Hund nicht lernt, dass er dies als ständiges Mittel einsetzen kann. Denn so erzieht man sich schnell eine Nervensäge heran und das Abgewöhnen des Winselns ist umso schwieriger. Also das jaulen und fiepen mal gestrost auch ignorieren (auch wenn es eine gefühlte Ewigkeit dauern kann – am Ende sollte Dein Vierbeiner von allein aufhören).

Manchmal hilft 1 klares Nein! Auch, um Deinen Hund in die Schranken zu weisen – allerdings sollte es dabei bleiben und nicht in eine „Nein-Diskussion“ mit Deinem Hund enden.

Setzt Dein Vierbeiner das Jaulen allerdings nur ein, wenn er Dir wirklich dringend etwas sagen will, solltest Du in diesen Situationen darauf eingehen (Beispiel: Dein Hund muss dringend sein Geschäft erledigen).

Und manchmal möchte Dein Vierbeiner auch einfach nur etwas Liebe – was gibt es Schöneres?

VII. Jagdgeheul

Damit zeigt der Jagdhund dem Jäger an, dass er eine Jagdspur hat oder ein Tier erlegt hat.

Diese Kommunikation zwischen Hund und Jäger ist natürlich erwünscht und damit in Teilen auch rassebedingt so gezüchtet worden.

Hast Du einen Jagdhund, der nicht als dieser eingesetzt wird, bedenke, dass er das Heulen in seinen Genen trägt.

VIII. Sirenen-Geheule

Steckt einige Hunde an, musikalisch mit einzustimmen.

Bekannt ist das sogenannte „Kontaktheulen“ besonders beim Erklingen des Martinshorns der Krankenwagen/Polizeiwagen oder durch manche Musikinstrumente.

Vermutet wird hierbei, dass die Hunde instinkiv mitheulen, da die Sirenen sie im tiefsten Inneren an das Geheule anderer Hunde (Wölfe) erinnern und somit Zusammengehörigkeit ausdrücken.

Das der Hund in diesem Moment aus Schmerz in den Ohrten heult ist aus heutiger Sicht ausgeschlossen – seine restliche Körpersprache würde in diesem Falle eine andere sein.

Hier gilt: habe Spass mit Deinem Hund und jaule mit. Du wirst sehen, es wird euch beiden Freude bereiten und vielleicht sogar andere Menschen zum Lachen bringen!

Schimpfen ist hier tatsächlich (wenn es nur beim Jaulen bleibt) völlig fehl am Platz und könnte Deinem Vierbeiner sogar etwas Negatives signalisieren und er reagiert im schlimmsten Falle das nächste Mal mit Aggression.

IX. Alleinbleiben/Trennungsangst

Unsere Haushunde sind einfach soziale Wesen und fühlen sich schnell einsam.

Durch das Jaulen „ruft“ er quasi seine Familienmitglieder und ringt um Aufmerksamkeit,  da er unter dem Alleinsein leidet und es überdies nicht versteht.

Die sogenannte „Trennungsangst“ kann sich weiter noch in Zerstören von Gegenständen, Bellen bis hin zu schlimmern Symptomen führen.

Das Alleinbleiben sollte langsam trainiert werden und die Zeit dabei immer etwas länger gestreckt werden.

Beispielsweise beginnt man mit dem Gang zum Briefkasten, dann später kommt der Gang zum Bäcker hinzu und so weiter.

Hat Dein Hund sich ruhig verhalten, ihn durchaus loben – hat er starke Stressanzeichen gezeigt, evtl. wieder einen Schritt zurückgehen und ihn kürzer allein lassen.

Allerdings sollte auf das Winseln erst gar nicht groß eingegangen werden (so schwer es einem bei den traurigen Augen auch fallen kann), denn durch Deine Aufmerksamkeit kannst Du dieses Verhalten erst recht bestärken und tust damit weder Dir noch Deinem Hund einen Gefallen.

Je nach Character aber auch Erfahrung des Hundes wird er das Alleinbleiben schnell oder eher langsam lernen. Es ist schliesslich auch ein Vertrauensprozess, an dem in schweren Fällen mit einem Hundetrainer gearbeitet werden sollte – so entspannen sich sowohl Hund als auch Halter (und meist auch die Nachbarschaft, die oftmals mitleidet).

(dazu ein absoluter Fernsehtipp: „das geheime Leben der Hunde“ vom SWR – Videoaufnahmen und Erkenntnisse über Hunde, die beim Alleinbleiben gefilmt wurden)

X. Schmerz

Ein plötzliches Aufjaulen, z.B. bei bestimmten Bewegungen, deutet häufig auf eine Verletzung bzw. stechenden Schmerz hin.

Ebenso kann aber auch kontinuierliches winseln oder fiepen auf einen starken Schmerz hinweisen, gerade bei Hunden, die eher selten Laute von sich geben.

Du kannst versuchen nachzuschauen, ob Du die Schmerzquelle findest und Deinem Vierbeiner so helfen kannst (z.B. Stachel im Fuß).

Sind andere Ursachen auszuschliessen oder vermutest Du, dass es Deinem Vierbeiner schlecht geht, gehe vorsorglich mit ihm zum Tierarzt.

Eine veränderte Körperhaltung, Lustlosigkeit, Fressunlust sowie jegliche Abweichung vom Normalverhalten Deines Vierbeiners können weitere Hinweise auf Schmerz oder Erkrankung sein.


3. Wie und wann sollte ich auf meinen jaulenden Hund reagieren?

Eine generell Antwort auf den Umgang mit Jaulen kann nicht gegeben werden, denn es ist stark situationsabhängig.

Neben den Tipps, die ich in einzelnen Unterpunkten genannt habe, sollte in den meisten Fällen darauf geachtet werden, dass man das Jaulen durch das eigene Verhalten nicht weiter verstärkt (außer natürlich, es ist gewünscht oder als Bindungsverstärkung zum Hund gedacht) und ob das Jaulen eine wichtige Nachricht an Dich enthält (Schmerz, Blasendruck, Gefahr etc.)

Was bedeutet das im Alltag?

Ein Beispiel:

Fiept Dein Hund am Anfang des Spaziergangs aus Aufregung und bellt vielleicht sogar noch dazu, musst Du entscheiden, ob dich dies stört.

Generell ist es aber immer besser, dem Hund beizubringen, sich zu beruhigen.

In diesem Falle könntest Du ihn also Sitzen lassen und erst weitergehen, wenn er sich beruhigt hat.

So lernt er, dass sein Fiepen und Jaulen in dieser Situation nichts bringt und er besser etwas zur Ruhe kommt und so viel leichter sein Ziel erreicht.

Ebenso, wenn dich die Geräuschkulisse Deines Hundes überfordert oder Du es als nicht angemessen betrachest, kann professioneller Rat hilfreich sein.

Denn ein Hund, der ständig winselt oder jault ist ziemlich wahrscheinlich auch nicht zufrieden und wird auf Dauer Deine Nerven zermürben.

Kurz und knapp:

Zuerst musst Du Dir der Ursache des Jaulens klar werden, um diese dann richtig angehen zu können. Dem Hund einfach das Jaulen verbieten oder ihn mit einem „Nein!Nein!Nein“ vollzuquatschen bringt meist nichts – im Gegenteil, er bekommt für sein Verhalten Aufmerksamkeit. Zudem übersieht man so eventuelle tatsächliche „wichtige“ Dinge, die Dein Vierbeiner dir mitteilen möchte.

So schwer es auch ist, gerade ein süsser Hundewelpe muss von Anfang an Grenzen lernen und sollte nicht für jedes kleine Tönchen Aufmerksamkeit bekommen.


4. Fazit

Je entspannter Dein Hund (und Du!) im Inneren sind, desto weniger wird er Jaulen oder Anzeichen von Nervosität zeigen. Und das führt auf Dauer zu einem entspannten Hund-Halter-Gespann!

Tierärztin Julia
Tierärztin Julia
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