Inhaltsübersicht
1. Wie kann ich wissen, ob mein Hund zu viel trinkt? 2. Nicht-medizinische Ursachen 3. Medizinische Ursachen 4. Wann muss ich zum Tierarzt gehen? 5. Wie kann ich mich auf den Tierarztbesuch optimal vorbereiten? 6. Fazit
Mein Hund trinkt viel – was ist noch normal und welche Ursachen kann es haben? - mammaly

Wieso trinkt mein Hund so viel? Infos & hilfreiche Tipps

Wie fast alle Lebewesen brauchen auch unsere Hunde täglich Wasser, um ihren Durst zu stillen.

Wasser ist für alle Körperfunktionen lebensnotwendig und sollte daher grundsätzlich zur freien Verfügung stehen.

Sieht man seinen Vierbeiner aber ständig am Napf stehen oder jegliche Gelegenheit nutzen, Wasser zu sich zu nehmen, könnte dies auf vermehrten Durst und/oder Urinabsatz hinweisen.

Denn vermehrtes Trinken (Polydipsie) und vermehrter Urinabsatz (Polyurie) stehen sehr häufig in Zusammenhang miteinander.

Das eine führt zum anderen oder umgekehrt.

Die Symptome Polydipsie und Polyurie stehen für uns Tierärzte in einem „Symptomenkomplex“, da sie seltener nur einzeln und unabhängig voneinander auftreten.

Daher ist es wichtig, neben der Beobachtung des Trinkverhaltens auch den Urinabsatz zu beobachten (Häufigkeit, Menge, Farbe, begleitende Schmerzen).

Hier erfahrt ihr, wie ihr am besten vorgeht und welche Gründe es haben kann, wenn euer Hund plötzlich oder längere Zeit auffallend viel trinkt.

Inhaltsübersicht
1. Wie kann ich wissen, ob mein Hund zu viel trinkt? 2. Nicht-medizinische Ursachen 3. Medizinische Ursachen 4. Wann muss ich zum Tierarzt gehen? 5. Wie kann ich mich auf den Tierarztbesuch optimal vorbereiten? 6. Fazit

1. Wie kann ich wissen, ob mein Hund zu viel trinkt?

Wieviel trinkt der gesunde Hund?

Der Wasserbedarf ist neben dem Körpergewicht abhängig von der Fütterung und Aktivität deines Vierbeiners sowie den Umgebungstemperaturen.

Der Wasserbedarf eines Hundes liegt daher in der Spanne zwischen 40-100 ml/kg Körpergewicht in 24 Stunden.

Bei ausschließlicher Fütterung von Trockenfutter sollte der obere Wert angenommen werden.

Die Werte beziehen sich auf eine Umgebungstemperatur von etwa 20°- 22° C bei normaler körperlicher Aktivität.

Von gesteigerter Wasseraufnahme (Polydipsie) spricht man also ab einem Richtwert von  >100 ml/Kg Körpergewicht pro Tag.

Ein Beispiel:

Dein Hund wiegt 10 kg. Sein Bedarf liegt also bei 400 – 1000  ml Wasser pro Tag.

→ Trinkt er also mehr als 1 Liter pro Tag ist dies rein rechnerisch zu viel.

Aber Achtung:

Nicht alle Hunde halten sich an das “ Lehrbuch“. Die oben genannten Wassermengen sind Richtwerte. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Hund mit einem normalen Bedarf von 50 ml/kg  bei plötzlich 80 ml/kg schon zu viel trinkt.

Unter Punkt 2 findet ihr zudem die Ursachen, warum ein Hund an manchen Tagen aus ganz normalen Gründen mehr trinkt und es kein Grund zur Besorgnis gibt.

Woher weiß ich, wieviel er trinkt?

Hast du das Gefühl, dass zu viel getrunken wird, kannst du zunächst die Menge, die er in 24 Stunden trinkt, mit einem Messbecher bestimmen –  dies an mehreren Tagen, um eine deutliche Aussage zu erhalten.

Die „Bemessungstage“ sollten dabei möglichst Routinetage deines Lieblings sein.

Vorgehen:

Du schüttest beispielsweise genau 1 Liter Wasser in den Napf und ziehst nach 24 Stunden das ab, was im Napf geblieben ist.

Dabei solltest du darauf achten, dass:

  • keine anderen Tiere mit aus dem Napf trinken
  • das Wasser nicht dort steht, wo es stark verdunstet
  • dein Hund an diesen Tagen kein Zugang zu anderen Gewässern hat (Pfützen, Gartenteich, Bäche, Katzennäpfe…)

Dein Hund sollte selbstverständlich auch dabei immer ausreichend Wasser zur Verfügung haben. Ist der Liter leer, wiederholst Du das ganze und rechnest es einfach zusammen.

Wenn möglich, wiege deinen Vierbeiner, denn du brauchst das Körpergewicht, um den Trinkbedarf zu errechnen und mit den erfassten Werten zu vergleichen.

→ So gewinnst du einen ersten Überblick über die Trinkmenge deines Hundes. Zudem kannst du dieses Protokoll dann mit zum nächsten Tierarztbesuch nehmen.

Ich empfehle, dass du zusätzlich noch ergänzt, was an diesen Tagen gefressen wurde (Futter, Kauknochen, Hundeleckerlies etc. – am besten an diesen Tagen das gleiche füttern), wie seine Aktivität war (viel oder wenig Bewegung) und wie die Temperaturen an diesen Tagen waren.

2. Nicht-medizinische Ursachen

I. Lecker!

Manchen Hunden schmecken bestimmte „Wasserformen“ besonders gut.

Dazu gehören Regenpfützen oder fließendes Wasser. Das Trinken macht so manchmal auch einfach mehr Spaß.

Wissenshäppchen nebenbei: Warum trinken Hunde so gerne aus Pfützen?

Dies hat mehrere Gründe. Das Wasser enthält unter anderem kein Chlor wie unser Leitungswasser, riecht und schmeckt vielleicht besser nach Umweltdüften und enthält wenig Kalk.

Aber Vorsicht, so lecker es auch ist: Wasser kann durch Gülle, Pestizide, Motorenöl etc. verunreinigt sein oder diverse Krankheitserreger wie Leptospiren und Magen-Darm-Erreger enthalten. Um solchen Magen-Darm-Problemen vorzubeugen, falls der Liebling doch einmal unbeaufsichtigt eine zu leckere Pfütze findet, gibt es jedoch natürliche Nahrungsergänzungen, die seinen Körper auf den Härtefall vorbereiten. 

Manchmal hilft es auch schon, das Leitungswasser einige Stunden stehen zu lassen, zu filtern oder den Napf zu wechseln.

II. Wärme

Ist es im Sommer sehr warm oder befindet sich dein Hund längere Zeit an einem warmen Ort (z.B. warme Wohnung, Büro oder Auto [!Achtung, schnelle Überhitzungsgefahr!]) verdunstet er mehr Körperflüssigkeit und trinkt entsprechend mehr.

III. Stress/Hecheln

In einer Stresssituation, z.B. lange Zeit im Wartezimmer des Tierarztes oder Autofahrten, hecheln manche Vierbeiner bedingt durch ihre Aufregung besonders stark. Dem kann man jedoch entgegenwirken, beispielsweise mit Hundeleckerlis mit Funktion. Es gibt bestimmte natürliche Wirkstoffe wie L-Tryptophan, die ganz einfach über ein Hundeleckerli für Entspannung sorgen.

Ebenso kann Hecheln nach starker körperlicher Aktivität (Rennen, Toben, Hundesport etc.) entstehen.

Auch die Rasse bestimmt, wie oft und stark gehechelt wird – Hunden mit einem dichten Fell ist schneller warm.

Ebenso hecheln die kurznasigen (brachycephalen) Rassen besonders schnell, manche fast immer.

Der Grund:

Kurznasige Rassen können ihre Körpertemperatur weniger gut regulieren und hecheln daher vermehrt. Zudem haben sie meist auch ein zu langes Gaumensegel sowie ein von der Nase bis in die Lungen verengten Atmungstrakt.

Sie versuchen, den mangelnden Luftaustausch und die fehlende Wärmeregulation (normalerweise über die Nasenmuscheln) durch Hecheln zu kompensieren.

Kurz: Viele kurznasigen Hunde überhitzen schneller und kriegen ein Leben lang schlecht Luft.

Manche besonders „verfressenen“ Rassen wie der Labrador Retriever trinken teils auch mehr – im Sinne von: Hauptsache rein damit!

Übrigens: Hecheln bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Hund stark durstig ist.

Es ist die Form der Thermoregulation des Hundes, damit sein Körper nicht überhitzt.

Schwitzen kann ein Hund nämlich nur an den Pfoten.

IV. Fütterung

Generell gilt: Ein Hund, der ausschließlich Trockenfutter frisst, trinkt auch mehr.

Logisch, denn das Nassfutter enthält ja bereits viel Wasser.

Das Trockenfutter quillt im Magen auf und führt bei manchen mit etwas zeitlichem Abstand nach dem Fressen zu starkem Durst.

→ daher sollten große Tiere, die nur Trockenfutter fressen, dies eher auf 2-3 Portionen/Tag verteilt fressen. Das reduziert das Risiko einer Magendrehung.

Hunde, die „geBARFt“ werden oder die viel frisch gekochtes Fressen, trinken meistens recht wenig – das frische (Roh)futter enthält einen hohen Wasseranteil und das „ziehen des Wassers“ durch das Trockenfutter fällt weg.

Hast du also vor kurzem die Fütterung auf Trockenfutter umgestellt, könntest Du hier bereits die Ursache für vermehrten Durst deines Vierbeiners gefunden haben.

Genaue Angaben zum Wassergehalt der Hundefutter findest du hier.

Hat dein Hund Essenreste oder andere salzhaltige Nahrung zu sich genommen, führt das natürlich auch bei ihm zu vermehrten Durst.

V. Medikamente

Manche Medikamente verursachen bei Einnahme vermehrten Durst.

Dazu gehören Cortison, Entwässerungstabletten (Diuretika), manche Epilepsiemedikamente (Antikonvulsiva), Schilddrüsenmedikamente usw..

Diese Nebenwirkungen solltest Du mit Deinem Tierarzt besprechen, eventuell kann auch die Dosis neu angepasst werden.

3. Medizinische Ursachen

Die Liste der Erkrankungen, die zu vermehrtem Durst führen können ist (leider) recht lang. Sie geht von hormonellen Störungen, infektiösen Ursachen, organischen Schäden bis hin zu Tumoren.

Folgend sind die häufigsten Ursachen aufgelistet:

I. Gebärmutterentzündung (Pyometra)

Die Vereiterung der Gebärmutter kommt bei nicht-kastrierten Hündinnen 2-8 Wochen nach der letzten Läufigkeit vor.

Hormonelle Einflüsse in Kombination mit einer bakteriellen Infektion sind für die Entstehung der Gebärmuttervereiterung verantwortlich.

Die beteiligten Bakterien produzieren sogenannte Toxine (Giftstoffe), die an bestimmten Rezeptoren der Niere ansetzen und schlussendlich zu vermehrtem Pinkeln führen.

Durch diesen Flüssigkeitsverlust haben die Hündinnen häufig auch starken Durst.

Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der bei ausbleibender oder zu später Behandlung bis zum Tod führen kann.

Die Pyometra wird in aller Regel durch eine Entfernung der Gebärmutter therapiert.

II. Diabetes mellitus

Diese auch beim Menschen bekannte Stoffwechselerkrankung der Bauchspeicheldrüse kommt durchaus häufig vor. Sie gehört zu den sogenannten „Zivilisationskrankheiten“, an denen auch unsere Haustiere immer häufiger erkranken (dies bezieht sich auf den so genannten Typ-2 Diabetes. Dies ist der häufigste Typ bei unseren Hunden.)

Der Körper produziert nicht mehr genügend oder kein Insulin oder er spricht nicht mehr darauf an → in dem Fall handelt es sich um den oben genannte Typ-2 Diabetes, eine häufige Folge von Übergewicht, zu viel Zucker und mangelnder Bewegung.

Folglich kann der Körper nicht mehr genügend Zucker (Glukose) in die Zellen aufnehmen und scheidet diesen vermehrt aus.

Dabei „zieht“ die Glucose Wasser mit sich – der Hund pinkelt vermehrt und hat dadurch mehr Durst, ebenso durch die zu hohe Konzentration des Zuckers im Blut.

Weitere Symptome können vermehrter Hunger (Polyphagie) und trotzdem Gewichtsabnahme, schlechte Wundheilung, häufige Infekte oder Schlappheit sein.

Im späten Stadium kann ein unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes mellitus Symptome wie den Katarakt (grauer Star), eine Trübung der Augenlinse mit abnehmendem Sehvermögen bis hin zur Erblindung, zur Folge haben.

Nach der Diagnosestellung durch den Tierarzt wird dieser einen Behandlungsplan erstellen (ggf. Gabe von Insulin, Gewichtsreduzierung, Futterumstellung)

Unbehandelt kann der Diabetes zudem zu einer lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung, der sogenannten Ketoazidose, führen.

III. Diabetes insipidus / „Wasserharnruhr“

Diese Erkrankung hat nichts mit dem bekannten Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zu tun.

Es handelt sich um eine vergleichsweise selten auftretende Erkrankung.

Das Tier leidet an einem Mangel des Hormons ADH (Anti-diuretisches Hormon).

Andere Namen für dieses Hormon: Adiuretin, Vasopressin (INN) oder Arginin-Vasopressin (AVP).

Dieses ist im Körper für die Rückresorption (das „Zurückholen“) des Wassers an der Niere zuständig.

Fehlt also dieses Hormon, verliert der Körper Wasser – das Tier pinkelt mehr und versucht dies durch stark vermehrtes Trinken auszugleichen.

Die Ursache kann sowohl „zentral“ (Hypothalamus oder Hypophyse des Gehirns) oder „renal“ (Ursache liegt an den Nieren selbst) sein.

Sie ist meist durch Medikamente behandelbar.

IV. Morbus Cushing (Hyperadrenokortizismus)

Hierbei handelt es sich streng genommen um die Erkrankung der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), in der Regel Tumoren.

Die Hypophyse ist den Nebennieren (kleine Organe nah an den Nieren) als „Steuerzentrale“ übergeordnet.

Bilden diese Tumoren dann vermehrt das Hormon ACTH, schütten die Nebennieren daraufhin mehr von dem Hormon Cortisol aus, als der Körper benötigt.

Im weiteren Sinne umfasst das sogenannte „Cusing-Syndrom“ auch die Erkrankung der Nebennieren selbst. Wachsen dort Tumoren, kann dies auch zu einer verstärkten Cortisolproduktion führen (ein Tumor hat ja grundsätzlich das selbe Gewebe wie das Organ selbst – also auch die gleichen Zellen. Daher ganz vereinfacht gesagt: zu viele Zellen, die Cortisol produzieren).

In beiden Fällen führt die ständig zu hohe Konzentration diese Hormons zu schwerwiegenden Störungen im Hundekörper.

Unter anderem entsteht der Durst dann dadurch, dass das Cortison zu einem konstant zu hohen Blutzuckerspiegel führt und beim vermehrten Ausscheiden Wasser mit sich zieht (wie es beim unbehandelten Diabetes mellitus der Fall ist – dieser kann auch durch Morbus Cushing hervorgerufen werden).

Der Tierarzt kann die Erkrankung mittels bestimmter Tests diagnostizieren.

V. Morbus Addison (Hypoadrenokortizismus)

Diese Erkrankung ist sozusagen das Gegenteil des Morbus Cushing. Der Körper produziert zu wenig des lebenswichtigen Cortisols.

Als akut lebensbedrohliche Folge kann unbehandelt die sogenannte „Addison-Krise“ hervorgerufen werden.

Durch ein Missverhältnis von Natrium und Chlorid im Blut gerät der Hund in eine Art Schock und muss notmedizinisch behandelt werden.

Diese Erkrankung tritt seltener auf als das Cushing-Syndrom.

VI. Schilddrüse

Durch eine Unterfunktion oder Tumoren kann es unter anderem zu vermehrtem Durst kommen.

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist eine häufige Erkrankung des Hundes.

Es besteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen. Nach sorgfältiger Diagnose kann der Hund die fehlenden Hormone durch Tabletten ersetzt bekommen.

Im Falle eines Tumors wird meist eine Operation durchgeführt.

Hunde leiden nur in absoluten Ausnahmefällen an einer Überfunktion der Schilddrüse.

VII. Fieber

Hat dein Hund erhöhte Temperatur (>39,3°C) oder Fieber (>39.9°C) kann dies durch den Flüssigkeitsverlust auch erhöhten Durst verursachen.

Lass dir am Besten von Deinem Tierarzt zeigen, wie du Fieber misst, dann kannst Du dies bei Verdacht zu Hause überprüfen.

VIII. Nierenerkrankungen

Bei vielen Nierenerkrankungen kommt es unter anderem auch zu vermehrtem Trinken.

→ Meist geht dem Ganzen die vermehrte Wasserausscheidung zuvor.

Ursache:

Durch die Erkrankung der Niere wird die Funktion der sogenannten „Rückresorption“ des Wassers gestört.

Dies führt dazu, dass der Körper den Urin nicht mehr richtig konzentrieren kann (also nicht mehr so viel Wasser wie eigentlich nötig zurück in den Körper transportieren kann) und dadurch Wasser verliert → sprich, es kommt zu vermehrtem Harnabsatz.

Der Urin ist durch den hohen Wassergehalt meist auffallend hell bis fast klar wie Wasser.

Die betroffenen Patienten entwickeln dann häufig auch mehr Durst, um dem Wasserverlust entgegenzuwirken.

Eine der Hauptaufgaben der Nieren ist die Entgiftung. Funktioniert dies bei einer Nierenerkrankung nicht mehr richtig, reichern sich diese Stoffe im Körper an und er vergiftet sich quasi selbst.

Dies führt zu einer weiteren Verstärkung des Durstes.

Je nach Erkrankung (häufig eine akute oder chronische Niereninsuffizienz bzw. Nierenversagen: die Niere „funktioniert“ aus unterschiedlichen Ursachen nicht mehr richtig) wird der Tierarzt eine entsprechende Therapie einleiten.

IX. Lebererkrankungen

Diverse Leberkrankheiten wie Hepatits, Leberversagen, angeborene Störungen (z.B. der sogenannte „Portosystemische Shunt“) können zu vermehrtem Durst führen.

Manchmal wird von der kranken Leber auch nicht mehr genügend Albumin (ein körpereigenes Eiweiß) gebildet, was normalerweise im Blut zirkuliert und Wasser an sich bindet. So verliert der Körper zusätzlich Wasser über den Urin.

X. Blasenentzündung (Zystitis)

Dies betrifft vor allem Hündinnen, da diese eine kürzere Harnröhre haben und dadurch schneller Bakterien in die Blase aufsteigen können.

Manche Tiere sind besonders empfindlich und haben wiederkehrende Blasenentzündungen.

Es sollte darauf geachtet werden, dass die Hündin nicht zu stark auskühlt oder lange Zeit auf kaltem Boden sitzt.

Es gibt allerdings auch sogenannte „sterile“ Blasenentzündungen. Diese sind nicht durch Keime sondern z.B. durch Harnsteine verursacht.

In seltenen Fällen sind Tumoren der Blase die Ursache für diese Symptome. Bei diesen beiden genannten kommt es aber eher zu fehlendem oder verringertem Urinabsatz und nicht unbedingt zu vermehrtem Durst.

Symptome: Die Hündinnen empfinden einen ständigen Harndrang, setzen dabei aber meist nur wenige Tropfen Urin ab, was sich zudem schmerzhaft anfühlt. Häufig ist der Urin auch blutig verfärbt.

Bei einem Verdacht sollte die Hündin zeitnah vom Tierarzt behandelt werden, auch, um ein weiteres Aufsteigen der Keime Richtung Niere zu verhindern. Im schlimmsten Falle wird dadurch eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ausgelöst.

Vor allem bei dieser Erkrankung kann es vorkommen, dass Deine Hündin nicht mehr stubenrein ist. Schimpfe auf keinen Fall mit ihr, denn sie kann den Harndrang nicht mehr kontrollieren.

XI. psychogenes Trinken

Dies ist eine sogenannte „Ausschlussdiagnose“. Das bedeutet, zuvor müssen alle anderen körperlichen Ursachen oder Erkrankungen gründlich ausgeschlossen werden!

Manche Hunde kompensieren chronischen Stress (möglichst die Ursache finden!) oder ehemaligen Wassermangel (Straßenhunde, schlechte Haltung) mit übermäßigem Trinken.

Dies belastet auf Dauer die Nieren, sodass unbedingt verhaltenstherapeutisch daran gearbeitet werden sollte.

Ebenso behandelst Du damit auch das Grundproblem, was dem Wohlbefinden Deines Hundes sehr zu Gute kommt.

XII. Durchfall/Erbrechen

Hier verliert der Körper viel Wasser und muss dies natürlich ausgleichen.

Dauert die Erkrankung länger, muss auf einen ausgeglichenen Wasser,- und Elektrolythaushalt geachtet werden, ebenso ist auch der Gang zum Tierarzt ist angebracht.

Für Tipps, wie du deinen Liebling vor Durchfall und Erbrechen helfen kannst, geht es hier entlang. Wenn du dich noch genauer in das Thema einlesen möchtest, haben wir auch einen ausführlichen Blog rund um das Thema Durchfall.

XIII. starke Entzündungsherde im Körper

Neben der genannten Gebärmuttervereiterung können auch andere starke Entzündungsprozesse im Körper zu vermehrtem Durst führen. Schuld daran sind bakteriellen Giftstoffe (Bakterientoxine).

Beispiele dafür: Prostataabszess/Prostatitis des Rüden, Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) oder auch eine Blutvergiftung (Sepsis).

XIV. Verschiebung der Elektrolytwerte (Calcium, Natrium etc.)

Eine erhöhte Konzentration aus diversen Krankheitsgründen führt teils auch zu vermehrtem Durst.

Besteht der Verdacht, kann dein Tierarzt dies mittels einer Blutuntersuchung feststellen.

XV. Vergiftung (Intoxikation)

Häufige Beispiele für Vergiftung mit daraus resultierendem starken Durst sind:

Ethylenglykol = Frostschutzmittel, Salz, Schokolade, Müll/Kompost , Weintrauben/Rosinen, Süßstoff Xylit.

Allerdings ist die Liste der potenziellen Gift lang und bei Verdacht oder Unsicherheit ist sofortige Rücksprache mit dem Tierarzt nötig.

Vergiftungen mit Rattengift führen in aller Regel nicht zu verstärktem Durst (hier vielmehr Blutungen, Lethargie, Schlappheit bis hin zu Atemnot).

XVI. Schmerzen oder Fremdkörper

In seltenen Fällen versucht der Hund starke Schmerzen oder Unwohlsein, vor allem im Maul,- oder Bauchbereich, durch vermehrtes Trinken zu lindern.

Ebenso verhalten sich manche Hunde, bei denen ein Fremdkörper (z.B. Stockreste oder Knochen) im Speisetrakt feststeckt.

Weitere Erkrankungen, die zu vermehrtem Trinken führen treten in der Praxis sehr selten auf (z.B. Gehirnerkrankungen, seltene Infektionserkrankungen).

Wichtig:

Reduziere niemals ohne Rücksprache mit deinem Tierarzt einfach die Wassermenge, wenn du der Meinung bist, dass Dein Hund zu viel trinkt!

Erst muss abgeklärt werden, was hinter dem vermehrten Durst steckt!

4. Wann muss ich zum Tierarzt gehen?

Fällt dir also auf, dass dein Hund vergleichsweise mehr trinkt als früher und die „normalen“ Ursachen ausgeschlossen sind, solltest Du ihn beim Tierarzt vorstellen, beispielsweise kommt eine Pyometra in der Praxis sehr häufig vor!

Ebenso, wenn Dein Hund weitere Krankheitsanzeichen zeigt, vor allem vermehrtes, häufigeres oder schmerzhaftes Wasserlassen oder ein plötzlicher Verlust der Stubenreinheit (Inkontinenz).

Des Weiteren bei einem Verdacht auf Vergiftung (wenn möglich, potenzielles Gift inkl. Verpackung mitbringen).

Bei blutigem Urin muss immer der Tierarzt konsultiert werden (Ausnahme: Hündin ist läufig und sie ist in der entsprechenden Phase der Blutung und zeigt keine Anzeichen von Erkrankung).

Handelt es sich um einen Welpen, erst recht nicht lange zögern!

Sie sind wesentlich empfindlicher, was akute Erkrankungen angeht oder können angeboren Fehlbildungen haben.

Allgemein gilt: Bist du nicht sicher, ob dein Liebling „fit“ ist, gehe lieber einmal zu viel als einmal zu wenig oder zu spät. Geht es ihm sehr schlecht, kann es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handeln!

Weiterer Notfall: Setzt dein Hund keinen Urin mehr ab (Anurie), ist dies ein Alarmsignal und Du musst unverzüglich den Tierarzt aufsuchen.

5. Wie kann ich mich auf den Tierarztbesuch optimal vorbereiten?

Bemesse die Trinkmenge wie oben beschrieben

  • schreibe jegliche Veränderungen auf, dazu gehören körperliche und Wesensveränderungen sowie Veränderungen im Umfeld
  • bringe ein frische(!) Urinprobe deines Vierbeiners mit, evtl. wird dein Tierarzt diese untersuchen. Der Urin sollte möglichst „Morgenurin“ sein.  

Vorgehen:

Du gehst mit deinem Hund morgens an der Leine raus und musst darauf „lauern“, wann er Anzeichen macht, zu pinkeln.

Die ersten Tropfen sollten nicht aufgefangen werden, denn sie enthalten zu viel Bakterien von der Haut. Das Auffanggefäß sollte so sauber wie möglich sein (z.B. altes gespültes Marmeladenglas). Wenn du magst, ziehst du dir einen Handschuh über und fängst dann den Urin auf.

Gehst du nicht unverzüglich zum Tierarzt, lagere den Urin unbedingt im Kühlschrank. Älter als 1 Tag sollte er jedoch nicht sein, die Ergebnisse verfälschen sich dann.

Das Glas kannst Du dann bereits mit deinem Namen und dem deines Hundes beschriften.

  • Versuche, mit nicht ganz leerer Blase zum Tierarzt zu gehen – falls er eine Ultraschalluntersuchung durchführen möchte, ist dies mit voller Blase für die Bildgebung wesentlich leichter und die Blase besser beurteilbar.

6. Fazit

Manchmal ist die Suche nach der Ursache des vielen Trinkens langwierig und kostet viel Zeit, Nerven und Geld.

Trotz allem sollte der Sache immer auf den Grund gegangen werden, denn eine erhöhte Wasseraufnahme aus medizinischen oder psychologischen Gründen muss therapiert werden, um weitere Folgeschäden zu vermeiden.

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