Ursachen und Maßnahmen zu Haarausfall beim Hund - Was kann ich tun?

Ursachen und Maßnahmen zu Haarausfall beim Hund - Was kann ich tun?

Fast jeder Hund hat Haarausfall. Denn genau wie beim Menschen ist es nichts ungewöhnliches, dass man mal ein paar Haare verliert. Doch manchmal hat ein Hund so starken Haarausfall, dass sich einige Hundebesitzer wundern, ob das noch normal ist oder vielleicht doch etwas krankhaftes dahinter steckt.  

Die meisten Hunde wechseln Temperatur- und Lichtbedingt 1-2 x im Jahr ihr Fell (vor allem im Frühjahr und Herbst), viele sogar bedingt durch starke Temperaturschwankungen (Stichwort Klimawandel und Heizung) häufiger. Dieser Haarausfall ist auch unter dem Wort "Fellwechsel" bekannt.

Ebenso ist es normal, dass der Hund täglich ein paar Haare verliert, da diese sich ständig erneuern und alte ausfallen.

Was aber, wenn Dein Hund plötzlich starken Haarausfall hat, kahle Stellen bekommt, sich ständig kratzt oder schon über einen Langen Zeitraum hinweg starken Haarausfall hat?

Wir zeigen mögliche Ursachen von natürlichem sowie krankhaftem Haarausfall (Fachbegriff: Alopezie, auch Kahlheit genannt), was Du als Tierhalter machen kannst und wann Du Deinen Doggo besser dem Tierarzt vorstellen solltest.


INHALTSVERZEICHNIS

  1. Wie viel Haarausfall ist noch normal und was spielt dabei eine Rolle?
  2. Mein Hund haart mehr als normal – welche Ursachen kommen in Frage?
    1. Was ist Alopezie?
  3. Nicht-krankheitsbedingter Haarausfall
    1. Stress
    2. Läufigkeit und Trächtigkeit
    3. Altersbedingt
    4. Kastration
    5. Wachstum
  4. Krankheitsbedingter Haarausfall – mit Juckreiz
    1. Wie äußert sich Juckreiz?
    2. Parasitär
    3. Allergien
    4. Hautpilze
    5. Bakterielle Infektionen der Haut (Pyodermie)
  5. Krankheitsbedingter Haarausfall – ohne Juckreiz
    1. Hormonell (endokrin)
    2. Tumor/Paraneoplastisches Syndrom
    3. Nährstoffmangel
    4. Parasitär
    5. Autoimmunerkrankung
    6. Darmerkrankungen
    7. Vergiftungen
    8. Organerkrankungen
    9. Gestörter Stoffwechsel
    10. Post-clipping-Alopezie
  6. Sehr spezielle und genetische Erkrankungen
    1. Zyklische Flankenalopezie
    2. Alopezie X
    3. Sebadenitis
    4. weitere Ursachen
  7. Wann sollte ich meinen Hund dem Tierarzt vorstellen?
  8. Behandlung und Prognose
  9. Kann Ich noch etwas vorbeugend (prophylaktisch) tun?
  10. Zusammenfassung und Tipps für ein „Krankheitstagebuch“

1. Wie viel Haarausfall ist noch normal und was spielt dabei eine Rolle?

Als Faustregel lässt sich sagen: Jeder Hund verliert täglich Haare.

Eine Ausnahme machen da einige wenige Hunderassen, die dafür bekannt sind, kaum bis quasi gar nicht zu haaren (gerne auch „Allergikerhunde“ oder „allergikergeeignet“ genannt).

Zu diesen Rassen gehören unter anderem:

  • Pudel
  • Bichon Frisé
  • Havaneser
  • Malteser
  • Schnauzer
  • Rauhaar Dackel
  • Labradoodle
  • Goldendoodle
  • und weiter Rassen
Zwei Hunde sind im Körbchen

Viele dieser Hunderassen müssen jedoch häufig zum Hundefriseur, da der Haarwuchs sonst Überhand nimmt und das Fell verknotet und verfilzt.

Bei Hunderassen mit natürlichem Fellwechsel geht der Haarausfall nach Abschluss des Fellwechsels wieder von alleine zurück.

Andere Hunde wiederum haben das ganze Jahr lang Haarausfall und ein konkreter Fellwechsel ist gar nicht richtig auszumachen.

Im Allgemeinen folgt jedes Haar einem bestimmten Zyklus, diese Zyklusphasen (Ausfall bis Neuwuchs) dauern etwa 6-7 Wochen.

Die Rasse Deines Doggos spielt eine entscheidende Rolle beim Thema Haarausfall.

Hast Du einen Hund mit starker, dichter Unterwolle, so verliert dieser deutlich mehr Haare als beispielsweise ein kurzhaariger Hund. Aber auch bei der gleichen Rasse gibt es individuelle Unterschiede.

Haltung: Lebt der Hund in einer sehr warmen Wohnung verliert er natürlich auch mehr Unterwolle als ein Vierbeiner, der die meiste Zeit seines Lebens draußen verbringt.

Alter: Viele Doggos haaren im Welpen- oder Junghundalter kaum und später zunehmend mehr. Die Senioren unter unseren Vierbeinern verlieren altersbedingt auch meist mehr Fell und viele ergrauen mit der Zeit.

Auf Grund der starken Rassenvariation ist es kaum möglich, genaue Angaben über Anzahl oder Gewicht des natürlichen täglichen Haarausfalls zu machen (dies wurde wissenschaftlich untersucht und man kam bislang zu diesem Ergebnis).

Vielmehr sollte auf Veränderungen des Haarkleides oder der Menge des Haarausfalls geachtet werden.

Wenn die Haare büschelweise ausgehen, dein Hund sich ständig kratzt oder Juckreiz hinzukommt, ist Haarausfall meist ein Krankheitsanzeichen!

Ein gesundes Fell und eine gesunde Haut sollten grundsätzlich nicht (stark) Schuppen und glänzend sein. (wobei manche Rassen ein sehr drahtiges oder langes Fell haben, was nicht unbedingt als glänzend bezeichnet werden kann)


2. Mein Hund haart mehr als normal – welche Ursachen kommen in Frage?

Eins vorab: Die Liste möglicher Ursachen für Haarausfall ist lang und kann ganze Dermatologie („Die Lehre von der Haut“) Bücher füllen. Daher ist bei der Ursachenfindung in manchen Fällen sehr viel Geduld gefragt.

I. Was ist Alopezie?

Krankhafter Haarausfall beschreibt den „übermäßigen, massiven Verlust von Körperhaaren an normalerweise behaarten Hautstellen“.

Die Alopezie kann dabei, je nach Ursache, den gesamten Hundekörper betreffen oder nur einzelne, lokale Körperstellen.

Alopezie ist keine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr ein Symptom einer anderen Grunderkrankung.

Fell und Haut hängen miteinander zusammen, denn die Haarwurzeln liegen in den sogenannten Haarfollikeln in der Haut verankert.

Leidet Dein Hund unter einem Hautproblem, äußert sich dieses manchmal im Verlust der Haarwurzeln und somit einem vermehrtem Haaren.

Unser Ratgeber soll dir erste Hilfestellungen für einen Verdacht geben und Dir die Entscheidung erleichtern, wann Du zum Tierarzt gehen solltest.

Hund steht im Schnee, Fell ist toll

3. Nicht-krankheitsbedingter Haarausfall

In bestimmten Lebenssituationen kann es passieren, dass Dein Doggo mehr Haarausfall hat, ohne das eine Krankheit vorliegt. Dazu gehören:

I. Stress

Steht der Hund unter starkem Stress, so wirft er vermehrt Haare ab.

Häufig zu beobachten ist dies im Wartezimmer beim Tierarzt oder auf dessen Behandlungstisch…

Auch starke Trauer kann zu einem extremen Fellverlust führen – es sollte versucht werden, dem Hund durch trauerbegleitende Maßnahmen wie vermehrte Zuwendung und Ablenkung zu helfen.

II. Läufigkeit und Trächtigkeit

Rund um die Läufigkeit (Hitze) neigen manche Hündinnen auch unter vermehrtem Haarausfall, welcher hormonell bedingt ist und temporär auf diese Zeit beschränkt bleibt.

Ebenso zeigen manche Hündinnen während oder nach der Trächtigkeit vermehrten Haarverlust.

III. Altersbedingt

Die Regenerationsfähigkeit der Zellen und damit auch der Haarfollikel nimmt ab. Die Haare fallen leichter aus und wachsen weniger nach.

IV. Kastration

Manche Doggos bekommen nach einer Kastration das sogenannte „Welpenfell“ oder leiden unter mehr Haarverlust. Durch den chirurgischen Eingriff in den Hormonhaushalt greifen wir auch in den Haarstoffwechel ein.

Dies ist jedoch meist nur ein rein optisches „Problem“, für den Hund ergeben sich in der Regel keine Nachteile.

V. Wachstum

Manche Hunde zeigen auf dem Weg ins Erwachsenenalter durch hormonelle Schwankungen vermehrtes Haaren – hier hilft abwarten.


4. Krankheitsbedingter Haarausfall – mit Juckreiz

Hund steht mit strahlenden Fell auf der Wiese

I. Wie äußert sich Juckreiz?

Der Hund versucht Juckreiz zu lindern durch: ständiges kratzen, lecken, nagen, knabbern, beissen, scheuern, teils zeigt er auch hektische Bewegungen und Unruhe (beispielsweise bei Parasitenbefall).

Genau genommen führt der Juckreiz häufig zum Abbrechen der Haare, durch die Manipulation des Hundes (sogenannte scheinbare Alopezie) und nicht immer zu einem direkten Haarausfall (echte Alopezie).

Manchmal ist der Juckreiz so stark, dass es zu so genannten Selbsttraumata kommt.

Der Hund verletzt sich dabei selbst durch heftiges ständiges Kratzen und Beissen, in dem verzweifelten Versuch, dass der Juckreiz gestillt wird.

Folgende Krankheiten gehen mit Juckreiz einher:

II. Parasitär

Parasitenbefall ist eine der häufigsten Ursachen für Juckreiz.

So genannte Ektoparasiten (Parasiten, die auf oder in der Haut des Hundes leben) wie Milben, Flöhe, Haarlinge und Läuse (seltener) sind ungern gesehene Gäste auf unseren Doggo.

Auch an Stellen, wo eine Zecke saß, kann durch Lecken des Hundes oder eine Entzündung etwas Fell ausfallen.

Manche Ektoparasiten sind mit dem bloßen Auge zu erkennen (Flöhe oder deren Flohkot – häufig am Rückenende, Zecken oder Haarlinge), Milben hingegen sind nur mikroskopisch zu sehen.

Nicht alle Milben führen zu Juckreiz, vor allem aber Sarcoptesmilben-Befall geht mit starkem, teils unstillbarem Juckreiz einher.

Ebenso können Milben im Gegensatz zu Flöhen oder Zecken keine Krankheiten übertragen.

III. Allergien

Nicht wenige Doggos leiden heutzutage unter Allergien. Dazu zählen neben der Futtermittelallergie auch alle möglichen Umgebungsallergene/Umweltallergene (Parfum, Waschmittel, Pflanzen etc.), auf die Dein Doggo reagieren kann.

Steht das Futter in Verdacht, so liefert ein (richtig durchgeführte!) Eleminationsdiät (Ausschlussdiät) oft wertvolle Hinweise. Die Diät sollte zuvor klar mit Deinem Tierarzt besprochen werden, denn selbst die  kleinsten Fütterungsfehler können das gesamte Ergebnis zu Nichten machen!

Es gibt heutzutage eine Reihe sogenannter hypoallergener Futter und auch verschiedene Kausnacks, die für Allergiker geeignet sind und die Allergien deines Hundes lindern können.

Auch eine sogenannte Flohspeichelallergie kommt häufig bei unseren Doggos vor. Die Hunde reagieren dabei bei Flohbefall allergisch auf Ausscheidungsprodukte der Flöhe.

In diesen Fällen ist eine sorgfältige Flohprophylaxe inkl. Umgebungsbehandlung äußert sinnvoll.

Zuletzt hier wichtig zu erwähnen ist die Canine atopische Dermatitis (CAD).

Sie ist auch eine Umweltallergie und beschreibt die verstärkte Neigung eines Hundes, zu allergischen und entzündlichen, juckenden Reaktionen auf diverse Umweltallergene.

Auch hier ist die genaue Ursache noch nicht geklärt und eine Rasse bedingte Häufigkeit zu erkennen

(u.a. Terrier, Dalmatiner, Shar Pei, Lhasa Apso, Boxer, Labrador Retriever, Golden Retriever, English Setter und Irish Setter)

IV. Hautpilze

Auch die sogenannte Dermatophytose kann zu Haarausfall führen, insbesondere Hunde mit einem schwachen Immunsystem sind betroffen.

Auch die sogenannten Malassezien, Hefepilze der Haut, führen bei überschiessender Vermehrung zu Hautproblemen.

Kreisrunde, haarlose Stellen geben häufig einen ersten Verdacht, aber natürlich kann Dein Hund auch großflächig betroffen sein oder unter etwas anderem leiden.

Aber nicht immer zeigen die Hunde dabei Juckreiz.

Achtung: manche Hautpilze sind für uns Menschen ansteckend (Zoonose)

V. Bakterielle Infektionen der Haut (Pyodermie)

Diese können primär (also als Hauptursache) oder sekundär (hinzukommend zu einer anderen Grunderkrankung, der häufigere Fall) auftreten.

Häufig kommt es durch ständiges Kratzen oder vermehrtem Lecken zu Mikroverletzungen in der Haut und Bakterien können tiefer in die Haut eindringen bzw. die Hautbarriere ist insgesamt geschwächt.

Je nach Schweregrad entzündet sich die Haut dann mehr oder weniger stark und muss eventuell antibiotisch behandelt werden.


5. Krankheitsbedingter Haarausfall – ohne Juckreiz

Hund ist steht in einem roten Eimer und zeigt sein schwarzes Fell

Die folgenden Krankheiten hingegen führen nicht unbedingt zu Juckreiz – dieser kommt eventuell später durch eine Sekundärinfektionen (zusätzliche Infektion der Haut durch starkes Kratzen oder erniedrigte Immunabwehr der Haut) oder durch die Schwere der Erkrankung.

I. Hormonell (endokrin)

Vor allem die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und die Nebennierenrindenüberfunktion (Cushing-Syndrom/Hyperadrenokortizismus) zeigen als eines der Hauptsymptome häufig (symmetrischen, nicht entzündlichen) Haarausfall, der die Hunde an manchen Stellen fast nackt werden lässt.

Grund: Der Zellzyklus wird unter anderem hormonell gesteuert und führt bei einem zuviel oder zuwenig an entsprechenden Hormonen zu einem gestörten Haarzyklus.

Seltener führt auch Diabetes mellitus zu einem veränderten Haarkleid oder Haarausfall.

Dein Tierarzt kann diese Verdachtsdiagnosen durch weitere Blutuntersuchungen bestätigen.

II. Tumor/Paraneoplastisches Syndrom

In machen Fällen führen auch Organtumoren zu einem veränderten Hormonhaushalt – in Folge verändert sich das Haarkleid oder es kommt zu vermehrtem Haarausfall.

Beispiele: Hodentumoren des Rüden, Eierstocktumor der Hündin

Auch Tumoren der Haut (z.B. das epitheliotrope Lymphom, Plattenepithelkarzinom)  können die Hautstruktur zerstören und damit auch die Haarfollikel.

Das sogenannte „Paraneoplastische Syndrom“ bezeichnet Begleitsymptome, die auf Grund einer Tumorerkrankung auftreten.

Manchmal ist eines dieser Symptome vermehrter Haarausfall, was mit oder ohne Juckreiz auftreten kann.

III. Nährstoffmangel

Eine unausgewogene oder qualitativ minderwertige Ernährung führt auf lange Sicht zu einem Nährstoffmangel.

Für die Haut besonders wichtig sind: hochwertiges Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren, B-Vitamine wie Biotin und Zink und Selen.

Vor allem billiges Futter oder stark einseitige BARF-Ernährung führen auf Dauer zu einem Nährstoffdefizit.

Ein gut geschulter Ernährungsberater oder Tierarzt kann Dir in diesen Fällen weiterhelfen, manchmal macht es Sinn, die Rationen des Hundes genau zu berechnen und zu schauen, was bislang an Nährstoffen gefehlt hat.

Ebenso kann durch lange Krankheiten, vor allem Darmerkrankungen, ein Nährstoff Defizit entstehen.

Weitere Hinweise für Nährstoffimbalancen sind: stumpfes Fell, schuppige Haut und allgemeine Leistungsschwäche/Schlappheit Deines Doggos.

In hochgradigen Fällen zeigen diese Hunde eine erhöhte Infektanfälligkeit, da das Immunsystem geschwächt ist.

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IV. Parasitär

Manche Hautparasiten wie z.B. Demodex-Milben (Haarbalgmilben) lösen primär meist keinen Juckreiz aus.

Bei dieser Milbenart zeigt sich bei lokalem Befall unter anderem Klassischerweise eine „Brillenbildung“ – kreisrunder Haarausfall um die Augen.

Demodex-Milben (Demodikose) muss nicht zwangsweise behandelt werden, vielmehr leben sie auf vielen Hunden, ohne dabei Krankheitssymptome auszulösen.

Erst bei einer Schwächung des Immunsystems (Krankheit, Stress etc.) kommt es zu einem vermehrten Ausbruch.

Wann eine Behandlung nötig ist, wird der Tierarzt ganz individuell bei jedem erkrankten Hund entscheiden.

Als weiteres Beispiel sei hier die Leishmaniose genannt, eine Infektion durch Leishmanien. Diese einzelligen Parasiten befallen die Immunzellen des Hundes und lassen den Hund teils sehr schwer erkranken.

Diese Krankheit hat sehr viele Gesichter und kann sich unter anderem in Hautveränderungen und Haarausfall äußern, wobei dies in der Regel nicht die einzigen Symptome sind.

Hund gibt Frauchen Pfötchen

V. Autoimmunerkrankung

Dies sind Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem des Hundekörpers gegen sich selbst richtet.

Es gibt eine Vielzahl von bekannten Autoimmunerkrankungen der Haut, diese treten jedoch alle vergleichsweise sehr selten auf.

Zu den bekanntesten zählen: Lupus erythematodes, Pemphigus vulgaris/foliaceus.

Die Diagnose ist hier meist mit einer Biopsieentnahme (Probe der Haut) verbunden.

VI. Darmerkrankungen

In manchen Fällen chronischer (langandauernder) Darmerkrankungen kann der Hundedarm nicht mehr genügend Nährstoffe aufnehmen (resorbieren) oder herstellen (Fehlbesiedlung mit schlechten Darmbakterien).

Haut und Haar fehlt es dann an nötigen Nährstoffen und die Haare brechen schneller, wachsen schlechter nach oder fallen vermehrt aus.

VII. Vergiftungen

In seltenen Fällen führen (chronische) Vergiftungen, z.B. mit Thallium zu büschelweisem Haarausfall.

Thallium wurde früher unter anderem als Enthaarungsmittel und in Rodentiziden (Bekämpfung von Nagetieren) eingesetzt und ist über Jahrzehnte noch im Boden mit Giftwirkung zu finden.

Leidet Dein Hund unter einem zusätzlich schwer gestörten Allgemeinbefinden oder weiteren Vergiftungsanzeichen, sollte dies mit in Betracht gezogen werden.

VIII. Organerkrankungen

Erkrankungen der Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse (Pankreas) können sich auch in einem veränderten Fell äußern. Dabei haben die Hunde etwas mehr Haarausfall als sonst und das Fellkleid erscheint meist struppiger und weniger glänzend.

Fortgeschrittene Erkrankungen können zu einem Verlust bzw. einer verminderten Produktion an Proteinen (Eiweißen) führen.

Ein Hauptbestandteil der Haare ist das Keratin, ein Protein – fehlt Protein, kann also auch nicht ausreichend Keratin gebildet werden.

IX. Gestörter Stoffwechsel

Nach schwerer Krankheit oder Trächtigkeit kann es zu einer verlängerten Ruhephase des Haarwachstumes kommen und es fallen vermehrt Haare aus.

Hat sich der Körper Deines Hundes wieder erholt, so normalisiert sich in aller Regel auch die Haarstruktur wieder.

X. Post-clipping-Alopezie

Nach dem Scheren, z.B. beim Tierarzt für eine Operation, setzt das Fellwachstum an dieser Stelle erst nach langer Zeit wieder ein. In manchen Fällen bleibt die geschorene Stelle kahl.

Dies führt nicht selten zu Unmut der Besitzer gegenüber dem Tierarzt, jedoch passiert dies nicht durch „falsches Rasieren“, sondern es ist einfach gesagt „Pech“, dass der Hundekörper auf die Rasur so reagiert.


6. Sehr spezielle und genetische Erkrankungen

Hund hat prächtiges Fell und schaut mit seinen blauen Augen in die Kamera

Manche Erbkrankheiten führen zu einer unvollständigen Ausbildung oder funktionellen Störung der Haarfollikel, die Haare können nicht gesund heranwachsen.

Ein Beispiel hierfür ist die follikuläre Dysplasie (die Haarfollikel bilden kein oder kaum Haar aus und das Fell ist von schlechter Qualität)

Manche Hunde, wie der mexikanische Nackthund, werden extra fast fellfrei gezüchtet.

I. Zyklische FlankenalopezieI

Haarausfall in der Flankenregion (vordere/seitliche Bauchwand), der saisonal auftritt und meist spontan nach einigen Monaten von allein wieder vergeht, aber auch wieder erneut auftreten kann.

II. Alopezie X

Sind alle anderen Erkrankungen ausgeschlossen, wird vom Tierarzt manchmal diese Diagnose gestellt. Sie ist somit eine so genannte Ausschlussdiagnose, deren Ursache bis heute nicht eindeutig geklärt ist.

Ein erblicher Anteil spielt dabei sicherlich eine Rolle, denn bestimmte Rassen wie der Chow-Chow, Zwergspitz, Sibirischer Husky, Alaskan Malamute, Zwergpudel, Samoyede und Kewshond sind besonders häufig betroffen.

Da dieser Haarausfall saisonal auftritt, wird auch ein Zusammenhang mit der Tageslichtlänge vermutet.

III. Sebadenitis

Die Talgdrüsen der Haarwurzeln gehen zu Grunde und die Haare brechen ab.

Typisch betroffene Hunderassen sind Vizsla, Akita, Samojede, Königspudel und Springer Spaniel.

Die genannten Krankheiten sind nicht abschliessend, es gibt noch eine Vielzahl weiterer Hauterkrankungen, die zu Fellverlust und vermehrtem Haarausfall führen können, allerdings eher selten und weniger bekannt sind (Beispielsweise die Schablonenkahlheit (Canine pattern disease/alopecia).

IV. weitere Ursachen können sein

  • Trockene Raumluft (Heizungsluft)
  • übertriebene Fellpflege bzw. häufiges Baden
  • Druckstellen durch eng sitzende Geschirre/Halsbänder
  • Narben oder Verletzungen, an denen kein Fell mehr wachsen kann (Haarfollikel zerstört)
  • psychische Ursachen (zuvor sollten allerdings alle anderen in Frage kommenden Gründe ausgeschlossen werden)

Je nach Stärke des Reizes führen diese zu keinem bis stärkerem Juckreiz.


7. Wann sollte ich meinen Hund dem Tierarzt vorstellen?

Hund liegt beim Tierarzt und wir gut behandelt
  • bei plötzlichen Fellveränderungen (Fell glänzt nicht mehr, starker Haarausfall, Fellstruktur hat sich geändert, Schuppenbildung)
  • bei Hautreizungen,- oder Entzündungen, die Du dir nicht erklären kannst oder wenn diese stärker werden
  • bei Juckreiz, der über das normale „sich kratzen“ hinausgeht
  • Dein Hund leckt, knabbert oder beisst sich vermehrt an bestimmten Körperstellen
  • Dein Hund verletzt sich selbst (Selbsttraumata)
  • du hast Parasiten entdeckt
  • kahle Stellen am Körper
  • dein Hund zeigt zusätzlich weitere Symptome einer Erkrankung (vergiss nicht: hinter einer Hauterkrankung kann eine ganz andere Grunderkrankung liegen)
  • Wenn DU zusätzlich auch Hautveränderungen hast (Gang zum Dermatologen nach dem Tierarztbesuch eventuell empfehlenswert)

Gerade bei Juckreiz ist es besonders wichtig, Deinem Hund zu helfen. Juckreiz kann schlimmer sein als mancher Schmerz und führt zu weiterer Zerstörung und Erkrankung der Haut durch das ständige kratzen. Folgeentzündungen durch eindringende Bakterien etc. folgen häufig.


8. Behandlung und Prognose

Vor allem Parasitäre Erkrankungen lassen sich meist schnell feststellen und entsprechende Medikamente schlagen meist gut an (zum Teil ist dabei sogar die Umgebungsbehandlung ausschlaggebend, vor allem bei Flohbefall!).

Je nach Grundursache wird Dein Tierarzt zunächst noch mehr Tests durchführen müssen.

Handelt es sich um eine komplizierte Krankheit, können aufwändige Hautuntersuchungen wie Biopsieentnahmen folgen.

Von Medikamenten über Shampoos, hypoallergenes Diätfutter, prophylaktischen Antiparasitenmitteln bis hin zu chirurgischen Maßnahmen gibt es eine unzählige Reihe von Mitteln, die zum Einsatz kommen können.

Dies wird Dein behandelnder Tierarzt zusammen mit Dir entscheiden.

Zusätzlich kannst Du, gerade bei hartnäckigen oder therapieresistenten Fällen einen naturheilkundlich arbeitenden Tierarzt oder Tierheilpraktiker aufsuchen.

Dieser arbeitet mit verschiedenen pflanzlichen und homöopathischen Mitteln und wird wahrscheinlich auch bei der Fütterung Deines Hundes weitere Tipps geben können.

Liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um ein körperliches sondern um ein psychisches Problem Deines Hundes handelt, ist ein Verhaltenstherapeut (optimalerweise in Zusammenarbeit mit Deinem Tierarzt) der richtige Ansprechpartner.

Eine allgemeine Prognose kann auf Grund der Vielzahl der Möglichkeiten nicht gegeben werden.

Bekommt man allerdings eine Grunderkrankung gut in den Griff, so wird auch der vermehrte Haarausfall weniger werden oder sich wieder ganz normalisieren (z.B. bei erfolgreicher Futterumstellung bei einer Allergie).

Aber: Trotz aller Mühe findet man nicht immer die Ursache für starken Haarausfall.

In diesen Fällen bleibt nur die symptomatische Behandlung (Stillung des Juckreizes, Linderung der Entzündung etc.) und teilweise eine Änderung der Ernährung.

Ob der nächste Haarzyklus normal verlaufen kann, ist neben dem Therapieerfolg auch abhängig vom Ausmaß der Haarbalgschäden und ob es sich um eine genetische Erkrankung handelt.


9. Kann Ich noch etwas vorbeugend (prophylaktisch) tun?

Hund strahlt in die Kamera

Mit folgenden 6 Maßnahmen unterstützt Du in jedem Fall den Hautstoffwechsel:

1. Regelmäßiges Kämmen: Hierbei ist wichtig die abgestorbene Unterwolle zu entfernen – so kommt wieder mehr Luft an die Hundehaut. Immer in Richtung des Haarwuchses kämmen und vorhandene Knoten ggf. herausschneiden. Lasse Dich am Besten im Fachhandel beraten, denn je nach Fellstruktur und Länge gibt es viele verschiedene Modelle.

2. Möglichst wenig mit Shampoo baden – nur wenn absolut nötig

3. Ausgewogene Ernährung: ein hochwertiges Alleinfuttermittel oder eine gut ausgearbeitete Roh-/Frischfütterung

4. Lein-, Fisch- oder Distelöl übers Futter unterstützt Haut und Fell. Vor allem in den ersten drei genannten befinden sich besonders viele essentielle Omega-3 & Omega-6 Fettsäuren, die auch an Entzündungsregulationen im Körper beteiligt sind ca. 1 Tl/10 kg Hund als grober Richtwert.

5. Ergänzungsfuttermittel wie Bierhefe, Mineralstoffmischungen etc. sind häufig gut, gerade bei schweren Erkrankungen, wenn der Hund einen erhöhten Bedarf oder einen schlechten Stoffwechsel hat. Optimalerweise aber erst nach Rücksprache mit Deinem Tierarzt, denn zu viel des Guten kann den Stoffwechsel Deines Hundes auch belasten.

6. Viel Streicheln – neben dem Wohlfühlfaktor stellst Du so auch schneller kleinste Veränderungen an Deinem Doggo fest.


10. Zusammenfassung und Tipps für ein „Krankheitstagebuch“

Ein krankhafter Haarausfall Deines Doggos, der nicht durch einfache Ursachen erklärt werden kann, bedeutet manchmal eine aufwändige Diagnostik durch Deinen Tierarzt.

Da die Ursachen sehr vielfältig und nicht immer eindeutig sind, musst Du Dich oft Schritt-für-Schritt mit Deinem Tierarzt an die Diagnose herantasten.

Manchmal ist jedoch keine eindeutige Diagnose möglich, da die Ursache nicht festgestellt werden kann.

Haarausfall ist manchmal auch mit anderen Grunderkrankungen gekoppelt, weswegen eine möglichst genaue Diagnosenstellung Voraussetzung für eine korrekte und erfolgreiche Therapie ist.

Eine möglichst genaue Beschreibung mit detaillierter Vorgeschichte hilft Deinem Tierarzt häufig schon sehr weiter.

In besonders kniffligen Fällen kannst Du als Besitzer versuchen, eine Art Tagebuch zu führen, in dem Du jede Veränderung mit möglichen Ursachen notierst.

Das Wichtigste dabei:

  • Leidet Dein Doggo unter Juckreiz? Wenn ja, an welchen Körperstellen kratzt sich dein Hund ständig?
  • An welchen Körperstellen ist der Haarausfall besonders stark?
  • Zeigt Dein Vierbeiner neben den Hautveränderungen weitere Symptome (Lethargie, verändertes Fress- oder Trinkverhalten, Änderung des Körpergewichts, Veränderungen der Ausscheidungen etc.)?
  • Gibt es neues Waschmittel, ein neues Hundebett, blühen momentan besondere Gräser oder gibt es irgendetwas was ein so genannte „Kontaktallergie“ auslösen könnte?
  • Wurde die Fütterung umgestellt?
  • Sind weitere Erkrankungen Deines Hundes bekannt?
  • Hat Dein Vierbeiner Medikamente eingenommen?
  • Hat sich in der Umgebung oder an den Gewohnheiten Deines Hundes etwas verändert?
  • Sind andere Tiere/Menschen im Haushalt auch betroffen?
  • Zuletzt: Gibt es etwas aus Deiner Sicht unbedingt Erwähnenswertes?

Ich wünsche Dir und Deinem Doggo alles Gute und das Beste für eure Gesundheit!

Wenn du noch mehr zum Thema Haut- und Fellgesundheit deines Hundes wissen möchtest, dann schau dir doch noch unsere anderen Blogs passend zum Thema an! "Top 5 Tipps für gesundes Fell beim Hund", "Schuppen beim Hund", "Hautkrankheiten des Hundes"

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